Flugsand
Ausstellung Renée Strecker in der Galerie Schlossfreiheit, Tangermünde am 07. März 2015
Sie haben sich schon umgesehen. Vor dem einen oder dem anderen Bild sind sie stehen geblieben. Näher getreten – wie hat die Künstlerin das gemacht? Sie haben den Flugsand zwischen den Zähnen gespürt, waren vom Blau des Horizonts beeindruckt, haben verwundert festgestellt:ach, das ist ja Schlangenhaut.
Wie kommt die Künstlerin zur Kunst? René Strecker ist sozusagen in den Hallen der Kunst groß geworden, in denen ihre Mutter studierte: in der Hochschule der Bildenden Künste in Berlin – so wie sie damals hieß, die heutige UDK. 1955 geboren, verbrachte René Strecker ihre Kindergartenzeit, ihre junge Schulzeit und zwischen 1979 und 1983 an dieser Kunstakademie auch ihr Studium, das sie als Meisterschülerin von Professor Karl Oppermann beendet. Das ist der eine Pol ihres künstlerischen Wachsens.
Der andere Pol ist Italien. Auch hier spielt ihre Mutter, die Goldschmiedin, eine Rolle, als sie mit anderen Studenten auf Stromboli den einen und anderen Sommer verbringt und dann schließlich alle Sommer: auf der kleinen äolischen Insel Alicudi, die kleinsten dieser Inselkette vor der sizilianischen Küste.
Das Kind und die Künstlerin verbringen hier viele Wochen im Jahr in anderem Licht. Ich war im letzten Jahr zum 1. Mal in Alicudi, wo René Strecker ihr italienisches Atelier hat (und eine Pension betreibt auf halber Höhe der Vulkaninsel mit Blick aufs Meer und auf die sizilianische Küste): tatsächlich, das Licht in Italien ist anders. Seit Jahren hängt bei uns ein Bild von René mit solchem Licht. Jetzt weiß ich wo sie es her hat.
Aber nicht nur das Licht stammt von dort, auch die Materialien. Wie heißt ein Bild: Sandbank, 2007 Öl, Sand; so wie viele Bilder in dieser Ausstellung mit Öl und Sand gefertigt sind oder Öl und Schlangenhaut (Wasserwesen 2014) oder Öl, Asche vom Ätna (sizilianische Küste 2013) oder Materialbilder sind (mit Stumpfband, 2011), und Collagen, Aquarelle Zeichnungen, das übliche Malmaterial eben. Mit dem Üblichen das Unübliche machen mit dem in der Landschaft Vorgefundenen eine Landschaft erzeugen, die uns die Welt der Renée Strecker empfinden lässt.
Schauen Sie sich um: die Bilder sind geprägt von dem, was Landschaft ausmacht die horizontalen Linien, die vertikalen Linien, die unterschiedlichen Farben. Sie sehen, sie empfinden Landschaften. René Strecker ist im klassischen Sinne eine Landschaftsmalerin, sie bringt uns die Natur nahe sie schaut genau in die Landschaft hinein, erkennt Linien und Verwerfungen, Risse, Tonunterschiede und Lichtreflexe, kleine Details und große Weiten: in einem Bild: abstrakt und konkret. Das Erlebnis der Bilder, ist das Erlebnis der Welt.
René Strecker war nicht nur in Berlin und Italien Ein länger Arbeitsaufenthalt führte sie in die USA, sie spricht nicht nur mit Pinsel und Farbe sondern kann auch berlinerisch und hochdeutsch, englisch und russisch italienisch ,spanisch und französisch: sie ist also keine einsame, sondern eine höchst kommunikative Malerin.
So kommuniziert sie mit der Welt und den Leuten, so habe ich sie kennen gelernt 1989 in einer Ausstellung der Galerie Pommersfelde in Berlin - ihre Bilder bevor ich sie selbst kennenlernte. Genau genommen hat Monika von Puttkamer Bilder von Renée Strecker ins Haus gebracht, danach in Stendal im Kunstsalon gezeigt und im Jahr 2000 gab es in der Kunstplatte Stendal eine Einzelausstellung: blau – weit – unendlich.
Nun ist sie 15 Jahre später wieder in der Altmark zu sehen mit Arbeiten aus den letzten 15 Jahren.
Seit René Strecker die Hochschule verlassen hat, war sie nahezu jährlich in Ausstellungen zu sehen: eine fleißige Malerin, deren Bilder in über 20 öffentlichen Sammlungen hängen. 1986 wird sie Karl Hofer Stipendiatin, bekommt 1990 den renommierten Atelierpreis der Karl Hofer Gesellschaft oder 2009 den Preis Natur – Mensch in Sankt Andreasberg im Harz, dessen Titel das Spannungsfeld beschreibt, in dem René Strecker arbeitet.
Erleben Sie also Salz und Sand, Schlangenhaut und Himmelsblau, Sonnenlicht und Flugsand, Horizont und Detail und dies zusammen mit der Künstlerin, die Ihnen diese Welt erschaffen hat.
Hejo Heussen, 07.03.2015